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Erlöse aus unserer Benefiz-Veranstaltung

Auf unserer am 06.06.2008 in Nürnberg zusammen mit dem Architekten Arne Alexander Dietze organisierten Benefitz-Veranstaltung kam ein Spendenbetrag von knapp 4000,- € zusammen, der von Herrn Dietze auf 4000,- € aufgerundet wurde!. Der gesamte Erlös fließt in das Milch-Programm der German Church School. Der Betrag wurde von Herrn Dietze direkt an die German Church School überwiesen. Er ist deshalb nicht in unserer Erlös-Tabelle aufgeführt. Sie können weiter unten das uns zugeschickte Grußwort von Pfarrer Gossens aus Addis Abeba an die Gäste der Veranstaltung lesen. Das Grußwort schildert deutlich die schwierige Lage Äthiopiens, ausgelöst durch die ausbleibenden Regenfälle im Frühling diesen Jahres, durch die dramatische Verteuerungsrate auf Grund der gestiegenen Energiepreise sowie durch das enorme Bevölkerungswachstum.

Pfr.Martin Gossens, Addis Abeba, am 30.5.2008

An die Gäste der Benefizveranstaltung

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit großer Freude habe von Ihrem Treffen am 6. Juni erfahren und freue mich, dass auf diese Weise unser Sozialprojekt hier in Äthiopien weitere Unterstützung erfährt. Besonders freue ich mich, dass mein Vorgänger Pfr. Hans-Joachim Krause und seine Frau Gerlind Ihnen auf noch viel lebendigere Art schildern können, wie die Kinder an der German Church School gefördert werden.

Mikias /rechts) und seine Freunde (Foto: Pfarrer Gossens)

Mikias ist 11 Jahre alt und Schüler der 4. Klasse. Er kommt wie alle seine Mitschüler aus einer sehr armen Familie. Der Junge lernt zielstrebig und spielt gerne Fußball. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass Mikias blind ist. Vor ein paar Wochen hat ihn ein Fernsehteam auf dem Weg nach Hause begleitet. Die Filmleute waren überrascht, wie selbstsicher Mikias sich bewegt. Keine Spur von Selbstmitleid, sondern Tatendrang und jede Menge Pläne für die Zukunft: Wenn er groß ist, möchte Mikias Anwalt werden. Wir sind alle sicher, dass er das schafft. Mikias gehört zu den 50 jungen Leuten, die gemeinsam mit den sehenden Schülern an der German Church School unterrichtet oder inzwischen als Studierende weiter unterstützt werden.

Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu, und unsere Schülerinnen und Schüler legen sich in diesen Tagen ins Zeug, um bei den Zeugnissen gut abzuschneiden. Wie gesagt, besonders unsere blinden und sehbehinderten Kinder. Einige von ihnen haben vor zwei Wochen in Mekele 700 km nördlich von Addis an einem nationalen Wettbewerb teilgenommen und sowohl im Team als auch in der Einzelwertung landesweit den ersten Platz belegt. Das erfüllt nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern auch ihre Lehrer mit Stolz. Im Integrationsprogramm arbeiten eine Lehrerin und fünf Lehrer mit, die sich regelmäßig fortbilden und viel Zeit auf die gezielte Förderung der blinden SchülerInnen verwenden.

Blick auf die Nachbarschaft der German Church School in Addis Abeba/Äthiopien

Nun haben wir sehr große Pläne für die Zukunft. Der Unterricht muss aus Mangel an Platz immer noch in zwei Schichten durchgeführt werden (mit der Abendschule für die Erwachsenen sind es sogar drei). Die German Church School soll so bald wie möglich in eine Ganztagsschule verwandelt werden. Das ist zum einen die Vorgabe des Erziehungsministeriums für alle äthiopischen Schulen, vor allem jedoch bieten wir damit den Kindern und Jugendlichen eine große Chance. Die Unterrichtszeit kann erweitert werden, außerdem können die Schülerinnen und Schüler dann einen größeren Teil ihrer Freizeit hier auf dem Gelände verbringen. Die meisten haben in ihren Hütten nicht einmal einen Tisch, um ihre Hausaufgaben zu machen, oft auch kein Licht in den dunklen Verschlägen. Unsere Pläne für die Schulerweiterung liegen nun bei der Stadtverwaltung. Die muss ein neues Gelände für unsere Nachbarn finden, eine Hilfsorganisation für Blinde. Da auch die sich vergrößern möchte, hoffen wir auf eine gute Lösung. Doch ist es nicht leicht, dass sie in der wachsenden Stadt ein solches Gelände zugewiesen bekommen.

Schuldirektor Ato Teklu Tafesse (Mitte) und Pfarrer Gossens (2.v.l.). .)

Addis verändert sich fast täglich, Hochhäuser schießen wie Pilze aus dem Boden, und die Straßen werden erweitert. Viele Hütten werden abgerissen, die Menschen müssen weichen und werden an den Stadtrand gedrängt. Andererseits wächst die Zahl der Straßenkinder in der Innenstadt; gerade in den letzten Wochen sind es wieder mehr geworden. Das Ausbleiben der so genannten Belg-Zeit, der kleinen Regenzeit, hat zu verheerender Dürre geführt, besonders im Süden Äthiopiens. Mit der Dürre ziehen jetzt Hunger und Seuchen übers Land, dazu kommen die drastisch gestiegenen Lebensmittelpreise. Vor zwei Wochen veröffentlichte die UNO einen alarmierenden Bericht, wonach 6 Mio Kinder allein in Äthiopien betroffen sind. Erstmals wird die sich anbahnende Katastrophe auch in äthiopischen Zeitungen erwähnt.

So leiten wir Kleiderspenden, die uns zum Beispiel über die Lufthansa-Crews erreichen, zurzeit gleich in Gebiete noch viel größerer Not weiter. Die Sisters of Charity (Mutter-Theresa-Schwestern) nehmen sie mit zu den Menschen, die aufgrund des verseuchten Wassers unter Durchfallerkrankungen leiden und auch keine Möglichkeiten mehr haben, ihre Sachen zu waschen. Hier auf dem Schul- und Kirchengelände geht es uns ja noch gut: Zwar dröhnt uns der Dieselgenerator inzwischen fast jeden zweiten Tag 14 Stunden lang die Ohren voll. Immer dann, wenn der Strom im Stadtteil abgeschaltet wird. Doch wir sind von früh bis spät auf Elektrizität angewiesen, damit die Arbeit im Office laufen kann und die Abendschüler nicht im Dunkeln sitzen. Immerhin haben wir auf diese Weise zurzeit noch Energie und auch Wasser im Tank, während die meisten Menschen um uns herum oft tagelang ohne beides auskommen müssen.

Äthiopien und seine Geldgeber haben in den letzten Jahren viel Mühe darauf verwandt, die Kindersterblichkeit zu reduzieren und die Ernährungslage zu stabilisieren. Aber bei einem jährlichen Bevölkerungswachstum von zwei Mio Menschen ist das ein fast aussichtsloses Unterfangen. Angesichts solcher Dimensionen ist unser Schulprojekt hier sehr klein. Und doch ist es ein Lichtblick. Denn es hilft vielen Familien hier in der Umgebung, mit dem Nötigsten fertig zu werden, vor allem bekommen die Kinder eine Chance, ihre Zukunft zu verbessern. Jede Hilfe, auch Ihr Beisammensein heute, trägt gewiss dazu bei, Kindern und Jugendlichen in einem der ärmsten Länder eine Perspektive für die Zukunft zu geben. Ich danke Herrn Dietze für die Organisation der Veranstaltung und S.H. Prinz Asfa-Wossen Asserate und Herrn Dr.Langenbahn für die nachhaltige Unterstützung der German Church School, besonders bei der regelmäßigen Versorgung der Kinder mit dem Grundnahrungsmittel Milch durch den Verkauf ihres wunderbaren „Rasselas-Kaffees“.

So seien Sie nun alle ganz herzlich hier aus Addis gegrüßt, übrigens auch ganz ausdrücklich im Namen des Schulleiters , dem ich von Ihrer Zusammenkunft berichtet habe.

Ihr
Martin Gossens, Pastor an der German Church