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Reise in das Kaffee-Anbauland Jemen

Nachdem wir schon viele Male in Äthiopien waren, stand neben Ruanda vor allem der Jemen (Yemen) mit seinem exklusiven, in seiner Qualität aber stark schwankenden Kaffee, stand schon ganz lange oben auf unserer Reise-Wunschliste. Wir wollten einfach schon immer wissen, warum die Qualitäten so schwanken - oft von einem Sack zum anderen oder selbst innerhalb eines Sackes -, und was die im offensichtlichen Widerspruch dazu stehende Exklusivität tatsächlich begründet.

Gruppenfoto Jemen
Bani Matar: unser Begleiter Osama (Bildmitte), der Kaffee-Exporteur und Landbesitzer Mohammed (4.v. links) und einige seiner Verwandten.

Im Jahr 2006 war es dann endlich so weit. Nach ausgedehnten Fahrten zu den in atemberaubenden Bergschluchten versteckten und schier zum Himmel aufragenden terrassierten Kaffeegärten und „Miniatur"-Plantagen von Bani Matar (Matari-Kaffee), Haima (Haimi-Kaffee) und Haraz (Harazi-Kaffee), dem Besuch von Kaffeebauern und zahlreichen Exporteuren waren unsere Fragen weitgehend beantwortet. Es würde jedoch an dieser Stelle zu weit führen, all diejenigen Faktoren zu beschreiben, die im Jemen eine (weitgehend) konstant gleiche Qualität nahezu verhindern, und warum man dennoch manchmal sensationelle Kaffees bekommen kann.

Terrassenanbau
Haraz: Kaffeeanbau auf Terrassen

„Last but not least" sind wir auf der Suche nach yemenitischen Exporteuren, die nachhaltig gute Qualitäten liefern können, fündig geworden. Dennoch sind Schwankungen, primär verursacht durch unsachgemäβes Ernten und Trocknen der Kaffeekirschen seitens der Bauern, nicht zu vermeiden. In 2005/06 fanden wir Top-Isma'iili-Lots, wohingegen die 2006/07 Muster leider zu stark fermentiert waren. Dem gegenüber sind die 2006/07 Matari-Muster (100 % Matari) deutlich besser als die sehr unsauberen und überfermentierten Muster des Vorjahres; ihre Qualität entspricht aber keineswegs dem hohen Preis. Die Matari-Blends (Matari, Haimi und Harazi) überzeugten allerdings bisher in keinem der beiden Testjahre.

Von den Top-Isma'iili-Lots von 2006 konnten wir einige an einen befreundeten kanadischen Spezialitätenröster vermitteln. Wir hatten ausserdem Gelegenheit, den Kaffee in Montreal zu trinken, und wir waren wirklich „hin und weg": ein sauberer, vollmundiger und mit der typischen Fruchtnote versehener echter Jemen-Mocca! Ein groβartiger Kaffee! (Ganz anders als der Vergleichskaffee von Starbucks! Starbucks verwendet Isma'iili-Bohnen, die im Einkauf, das können wir sehr genau sagen, gerade mal halb so teuer sind wie die von uns vermittelten - aber genau so schmeckte er eben auch: unsauber und fermentiert. Sorry, das sagen zu müssen, aber es ist eben so.) Ein wirklich guter yemenitischer Kaffee hat eben sein Preis.

Bani Matar
Bani Matar: Kaffee, angebaut auf kleinen Terrassen entlang eines Wadis (temporär wasserführendes Flussbett).
Typisch jemenitische Bauweise
Manakhah (süd-westlich von Sana’a): typisch jemenitische Bauweise

2006 sagten wir:

"Ob wir selbst einen jemenitischen Kaffee in unser Sortiment aufnehmen werden, können wir derzeit nicht sagen. Mit dem notwendigen Aufwand wird man mit Sicherheit in jedem Jahr einen guten jemenitischen Rohkaffee finden können; das ist auch nicht die Frage. Entscheidend für unser Zögern ist ein anderer Grund: der exorbitant hohe Preis für Kaffees aus dem Jemen! Aber vielleicht bricht ja, ähnlich wie beim äthiopischen Wildkaffee , plötzlich ein „Jemen-Boom" aus, der einen Endverbraucherpreis von etwa 30,- €/1000g nicht mehr zum Problem werden lässt. Doch bis das geschieht, werden vermutlich noch viele Kamele die jemenitische Wüste durchziehen... "

Doch Mitte 2007 geschah es! Da sind wir auf gleich 4 jemenitische Kaffees gestoßen, deren Geschmack und Qualität uns schier "vom Hocker gehauen hat"! Es handelt sich dabei um einen Hufashi, einen Burei, Anesi und einen Megabi. Grandiose, absolut fehlerfreie Kaffees, und jeder Kaffee mit ganz eigenem Charakter! Am liebsten hätten wir natürlich sofort alle vier gekauft, aber das würde keinen Sinn machen. Schließlich haben wir uns für den Hufashi entschieden, den wir 2008 im Programm führten.
Im Januar 2009 wechselten wir allerdings zu einem ganz anderen Kaffee, einem „Harazi". Wir vollzogen diesen Schritt, da zum einen der „Hufashi" in der 2008/2009-Ernte nicht voll überzeugen konnte, und zum anderen der „Harazi" das erste Ergebnis eines völlig neuen, uns überzeugenden Ansatzes in der Kaffeeproduktion des Jemen ist.