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Kaffee in Ruanda

Lage Ruanda

Es gibt derzeit weltweit wohl kein anderes Land, das im Kaffeesektor so rasante Fortschritte zu verzeichnen hat wie diese kleine, dichtest bevölkerte Land Afrikas. Dabei gab es noch 2001 - mit Ausnahme zweier praktisch brach liegender Anlagen in Nkora und Masaka - keine einzige Kaffeewaschanlage! Gewaschener Kaffee war in Ruanda gänzlich unbekannt. Es wurden nur sog. semi-washed Arabicas und Robustas erzeugt, und die waren meist von minderer Qualität. Auf dem Kaffee-Spezialitätenmarkt war Ruanda ein gänzlich unbeschriebenes Blatt.

Kaffeeanbau in Ruanda
Ruanda: jeder Quadratmeter wird für Landwirtschaft und zunehmend für den Kaffeeanbau genutzt.

Heute übersteigt die Nachfrage nach hochwertigem ruandischem Hochland-Kaffee bei weitem das Angebot. Dieser wirklich explosionsartige Wandel basiert auf den 2001 begonnenen Aktivitäten von USAID (United States Agency for International Development). Seither wurden bis Ende 2008 bereits an die 100 Waschanlagen gebaut, wobei die von USAID beauftragten Durchführungsorganisationen ADAR und seit 2007 SPREAD lediglich immaterielle Hilfe auf allen Ebenen leisteten (und weiterhin leisten).

Kaffee-Waschanlage in Ruanda
Die Mibirizi-Waschanlage von Pierre Munyuras “Nile Congo Mountains Coffee”

Die Kaffee-Waschanlagen sind sowohl im Besitz von Kooperativen als auch von privaten Investoren. Nach Plan der Regierung sollen bis zum Jahr 2008 genau 120 Waschanlagen ihre Arbeit aufgenommen haben (PS.: in einem Papier der von der Regierung eingesetzten ‚Coffee Task Force' wird eine Zahl von 240 Anlagen genannt, was aber doch etwas zu hoch gegriffen erscheint). Gleichzeitig wurde das Ziel gesetzt, bis 2008 die derzeitige Jahresproduktion von 17.000 t Kaffee auf 35.000 t zu steigern und dabei den Anteil des gewaschenen Kaffees von aktuell 1.110 t auf 15.000 t zu erhöhen!

Dies sind sicher große Ziele, die sich die Regierung gesteckt hat. Schaut man sich aber die Entwicklung seit 2001 an, so ist man fast geneigt zu sagen, dass dies möglich ist. Es erstaunt deshalb nicht, dass es Ruanda 2008 als erstem afrikanischen Land gelungen ist, den berühmten "Cup of Excellence" ins Land zu bringen (siehe dazu den Beitrag in unserem Kaffee-Blog). Dass gleich wenige Monate später die EAFCA-Konferenz (Eastern African Fine Coffee Association) stattfand, mag eher Zufall gewesen sein.

Dennoch wird Ruandas Weg steinig sein. Viele Probleme sind noch zu lösen: die Produktion an Kaffeekirschen muß Schritt halten mit der Zunahme der Waschanlagen (PS: die durchschnittliche Auslastung der Anlagen liegt derzeit bei 32%, weil einfach noch zu wenig Kaffee angebaut wird!), die Reduzierung des in allen Kaffeeländern an den großen Seen gefürchteten, geschmacksverderbenden "potato taste" ist dringend notwendig, technisches know-how, Management, Marketing etc. müssen vermittelt und verbessert werden u.v.m.

Kivu-See
Der Kivu-See: Grenze zwischen dem Kongo und Ruanda.

Angezogen durch die Erfolge der letzten Jahre sind mittlerweile zahlreiche Geber auf den Plan getreten, von der EU bis zur Weltbank. Da alle mehr oder weniger ihre eigenen Ziele und Strategien verfolgen bleibt abzuwarten, ob diese zunehmende Einflussnahme für die weitere Entwicklung tatsächlich von Vorteil sein wird.

Maskal Kaffee aus Ruanda