Kaffee in Äthiopien
Seit wann in Äthiopien der Kaffee arabica-Baum (Coffea arabica L.) in den Wäldern des süd-westlichen Hochlandes, vor allem in Kaffa, als Wildkaffee wächst, ist unbekannt. Dass Äthiopien jedoch mit gutem Gewissen als "Urheimat" des Kaffee arabica bezeichnet werden kann, das lässt sich insbesondere aus der weltweit einzigartigen genetischen Vielfalt und der damit verbundenen optimalen Umweltanpassung der Arabica- Pflanze (früher auch als Jasminium arabicum laurifolia bekannt) schließen. Auch die in der äthiopischen Kultur tief verwurzelte "Kaffeezeremonie" ist ein Indiz für die lange Tradition, die der Kaffee in Äthiopien hat.
Bunna und Kaffee
In den 82 Sprachen, die in Äthiopien gesprochenen werden, heißt Kaffee bunna (Amharisch), bun (Tigrigna), buna (Oromifa), bona (Kefficho), kawa (Guragigna) usw. Ob es sich hierbei, wie manch einer behauptet, um Ableitungen aus den Namen der ehemaligen Region und früheren Kaiserreichs Kaffa und Buno handelt, sei dahingestellt, es dürfte aber als mehr als unwahrscheinlich gelten. Als cafe, coffee, Kaffee etc. in der westlichen Welt, als qahwa oder gahwa in der arabischen, und unter ähnlichen Bezeichnungen in der restlichen Welt ist dieses aromatische Getränk jedenfalls heute fast überall auf unserem Erdball ein fester Bestandteil des täglichen Lebens geworden.
Ausbreitung des Kaffee-Anbaus in Äthiopien
Um das Jahr 1500 n. Chr. war Kaffee im östlichen Harar und Dawaro ein wichtiges (Handels-) Gut. Im späten 16. Jahrhundert breitete sich offenbar im Zuge der Wanderung der Oromo der Kaffeeanbau vom Süd-Westen in Richtung Norden aus. Im früher 17. Jahrhundert gab es bereits Pflanzungen in Azazo, in der Nähe des Tana-Sees. Der Anbau weitete sich aus, und bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts wurde er in vielen Teilen des Nord-Westens kultiviert (Bahir Dar, Zege, Gondar, Agewminder, Korata, Wollo, Süd-Shoa). Zu dieser Zeit wurden bereits zwei Kaffee-"Typen" bis nach London, Marseilles, New York und Triest exportiert: Harari-Kaffee (d.h. in Harar, im Osten des Landes produzierter Kaffee) und Abyssinia- oder Abessinia-Kaffee (d.h. wild wachsender und kultivierter Kaffee aus anderen Regionen).
Der frühe Export
In der Regel wurde der Kaffee im Landesinnern von arabischen Händlern auf Eseln, Kamelen und Maultieren transportiert, der Export lag weitgehend in den Händen von Armeniern, Griechen, Deutschen, Italienern, Indern, Libanesen, Türken, Jemeniten und vielen anderen Ausländern. Wichtig für die Verschiffung des Kaffees war der Hafen Al Mokha im Jemen, von dem sich die Bezeichnung Mokka (Mocca) ableitet. Mokka war damals ein Synomym für Kaffee, und der Jemen das erste Land, in dem äthiopischer Kaffee kultiviert wurde.
Die heutige Situation
Heutzutage wird in Äthiopien eine Fläche von schätzungsweise 400.000 ha mit (wild wachsenden und kultivierten) Kaffee bedeckt. Mit einer Jahresproduktionsmenge von derzeit ca.330.000t und einem Export von ca. 230.000t ist das Land siebtgrößter Kaffeeproduzent und neuntgrößter Exporteur. Etwa 60% aller staatlichen Exporteinnahmen stammen aus dem Kaffeegeschäft.
Im Dezember 2008 wurde mit der Ablösung der Auktion durch die „Commodity Exchange" (ECX) ein neues Kapitel in der äthiopischen Kaffeegeschichte (sowie im Handel anderer landwirtschaftlicher Güter) aufgeschlagen, - ein Kapitel mit leider noch vielen „Druckfehlern". Sobald die letzten der zahlreichen Unklarheiten und Ungereimtheiten ad acta gelegt sind, werde ich die neue Situation detailliert darstellen. Aber das kann dauern; jetzt haben wir Anfang April und es gibt mehr Unklarheiten denn je zuvor. Ein (Handels-)System lässt sich eben nicht einfach, wie es versucht wurde, über Nacht ändern.
Was sich hoffentlich nicht ändern wird, sind die Qualität und der Charakter der vielen verschiedenen äthiopischen Kaffees. Die haben mich persönlich von Anfang an überzeugt, habe ich doch mein Handwerkszeug einst in Äthiopien, am staatlichen Verkostungszentrum in Addis Abeba und auf zahlreichen Reisen durch das Land erlernt. Deshalb bilden äthiopische Kaffees nach wie vor den Schwerpunkt im Maskal-Sortiment.