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Wildkaffee in Äthopien

Kaffee arabica (Coffea arabica) hat seinen nachweislichen Ursprung in den Regenwäldern Süd-Äthiopiens. Dort, und nur dort wächst er bis heute in seiner Wildform. In diesen einst mächtigen Wäldern findet er optimale Wachstumsbedingungen: vulkanische Böden, ausreichend Schatten, Niederschläge zwischen 2000 und 2500 mm, keine all zu großen Temperaturschwankungen und keine Fröste.

Kaffee in Äthiopien: Die roten Flächen markieren die Gebiete mit Widkaffee-Vorkommen.

Wildkaffee wächst auch heute noch in den Wäldern der ehemaligen Provinzen Illubabor, Kaffa (Kafa), Gamu-Gofa und Sidamo (Bale Mountains). Sein Kerngebiet liegt, das haben insbesondere die Forschungen im Rahmen des von der Uni Bonn seit 2002 durchgeführten CoCE („Conservation and use of wild populations of Coffea arabica“)-Projekts ergeben, in den Wäldern des ehemals unabhängigen Königreichs Kaffa.

Doch die natürliche Umgebung des Wildkaffees, die Bergregenwälder, ist stark geschrumpft – und sie schrumpft weiter. Es gibt nur noch kleinste Flächen tatsächlich unberührten Regenwalds. Dieser fällt der landwirtschaftlichen Nutzung einer unaufhaltsam die Wälder dezimierenden, enorm schnell wachsenden Bevölkerung zum Opfer, einer Bevölkerung, die allerdings kaum eine andere Alternative hat.

Der Schutz der Bergregenwälder

Zum Schutz der letzten Wälder wurden deshalb in einigen Waldgebieten den letzten Jahren Schutzzonen eingerichtet, die von der Nutzung der Wälder in den Randbereichen bis zu Verbot des Betretens in den Kernzonen reichen. Da die lokale Bevölkerung jedoch wenig über Sinn und Zweck dieser Schutzzonen aufgeklärt ist, sind die erwünschten Effekte dieser Maßnahmen in Frage zu stellen.

Ein Aspekt der Schutzmaßnahmen ist die ökonomische Nutzung von im Wald wachsenden Pflanzen, die je nach Zone bestimmten Einschränkungen unterliegt. Dies gilt auch für den Wildkaffee, der inzwischen auch als solcher auf den Markt kommt. Von Wildkaffee sollte man allerdings nur dann sprechen, wenn er auf nicht gemanagten Flächen wächst und die Bauern tatsächlich nur zum Absammeln der Kaffeekirschen in die Wälder gehen. Kaffee von Flächen hingegen, in denen das Unterholz entfernt, einzelne Bäume gefällt, Kaffeebäume eingepflanzt werden und vieles andere mehr, sollte als Waldkaffee etikettiert werden. Da bei der Ernte in aller Regel die Kaffees von diesen unterschiedlichen Flächen nicht getrennt werden, habe ich mich entschlossen, nicht mehr von Wildkaffee, sondern generell nur noch von Waldkaffee zu sprechen. Damit bin ich deutlich näher an der Realität – auch wenn der meiste Kaffee genetisch gesehen tatsächlich Wildkaffee ist.

Wildkaffee in den Regalen der Kaffeeröster

„Wildkaffee“ als eigenständige Bezeichnung für einzelne Kaffees aus der Region um existiert erst seit 2003. Davor verschwand er in den riesigen Mengen des so genannten Jimma Grad 5-Kaffees, dem Billigkaffee Äthiopiens. Ich erinnere mich noch gut, als ich mich in den Jahren 2003 und 2004 mit äthiopischen Kaffee-Experten und Kooperativen-Dachverbänden über Wildkaffee unterhielt, wie ich mit großen Fragezeichen in den Augen angeschaut und gefragt wurde, was ich denn mit „Wildkaffee“ meine. Schließlich sei alles Wildkaffee in Äthiopien ... Und was in den Wäldern wachse, na ja, das sei doch viel zu schlecht! Wildkaffee war damals noch kein wirkliches Thema in Äthiopien.

Der Hinweis auf die schlechte Qualität des Kaffees aus den Wäldern hatte tatsächlich seine Berechtigung. In den besagten Jahren machte ich meine Verkostungstrainings am „Staatlichen Verkostungszentrum“ (CLU: „Coffee Liquoring Center“) in Addis Abeba. Im Zentrum wurde immer wieder darüber diskutiert, durch welche Maßnahmen man die zahlreichen qualitätsmindernden Einflüsse beim Kaffee aus den Wäldern des Südens reduzieren könne. Und ich habe viele dieser mit Schimmel befallenen, meist fermentierten oder gar überfermentierten, nach Erde, Holz und allem möglichen schmeckenden Kaffees in den Verkostungstassen und unter der Nase gehabt – das war wahrlich kein Genuss. Der Kaffee aus den Regenwäldern galt als der problematischste im ganzen Land.

Das hat sich nach der, wie ich es an anderer Stelle nannte, „deutschen Erfindung des Wildkaffees“ durch „Geo schützt den Regenwald“ weder tief greifend noch flächendeckend geändert. Auch die damals eingeschlagene Strategie, den Wald und den Wildkaffee zu schützen, in dem man (tatsächlich?) höhere Preise an die Bauern zahlt, scheint, wie die CoCE-Forschen zeigen konnten, nicht aufzugehen. Im Gegenteil: Je höher die (versprochenen) Preise sind, desto tiefer dringen die Bauern in die Wälder ein und lichten sie, damit die Erträge an den Wildkaffee-Bäumen größer werden - was aus Sicht der Bauern ökonomisch Sinn macht! Es muss also umgedacht werden!

Verkostung von 120 äthiopischen Wildkaffees

Um aus den Wildkaffee -Populationen Äthiopiens diejenigen mit dem Potential eines Terroir-Kaffees, also eines Kaffees mit aussergewöhnlichen, unverwechselbaren geschmacklichen Eigenschaften herauszufinden, wurden vom 04.-08. Juni 2007 am staatlichen Verkostungszentrum in Addis Abeba Wildkaffees aus allen Sammelgebieten des Landes verkostetet und bewertet. „Maskal - fine coffee company “ war bei den Vorbereitungen beratend tätig und wurde zur Verkostung nach Addis Abeba eingeladen.

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Reise in die Wildkaffee-Regenwälder von Äthiopien

YAYU, Illubabor, Äthiopien, Juni 2007: Im Anschluß an die Verkostung in Addis Abeba flogen Dr. Jürgen Burkhardt (CoCE-Projekt, verantwortlich für die Gesamtorganisation), Ato Abebe Yadessa, (CoCE-Projekt, verantwortlich für das Sammeln der Wildkaffee-Muster und die Auswertung der Ergebnisse), Rainer Braun und ich, Dr. Hans-Jürgen Langenbahn, gemeinsam in den Südwesten nach Jimma. Von dort ging es weiter in das größte zusammenhängende Wildkaffeegebiet Äthiopiens , nach Yayu (Illubabor). 2 Tage lang begutachteten wir den Zustand und die Nutzung des wild wachsenden Kaffees.

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