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Kaffee im Jemen

Bergdorf im Nebel (Foto: Menno Simons)
Bergdorf im Nebel (Foto: Menno Simons)

Was haben, so könnte man fragen, der Jemen als Land und sein Kaffee gemeinsam? Die Antwort ist einfach: beide sind mit Abenteuer verbunden! Beim Einkauf des Rohkaffees kann man sich nie sicher sein, was letzten Endes tatsächlich im Sack ist, und in gewissen Teilen des Landes kann man nicht immer unbedingt vorhersagen, bei wem man übernachten wird! Sie denken ich scherze? Mitnichten! Aber da wir uns nicht mit ungeplanten Übernachtungen in abgelegenen Bergregionen des Jemen befassen wollen, wenden wir uns lieber dem angenehmeren der beiden Abenteuer zu - dem Kaffee.

Paradoxon 1

Dieser Kaffee aus dem Land der legendären Königin von Saaba (sofern diese tatsächlich im heutigen Jemen lebte und regierte) zählt seit je her zu den teuersten Kaffees der Welt. Und dies ist nicht, weil die Qualität der Kaffees auf einem besonders hohen Niveau angesiedelt wäre, nein, gerade weil sie es nicht ist! Dies klingt paradox! Ist es aber nicht ... und ist es doch - je nach Blickwinkel.

Fakt ist, dass die Mehrzahl der jemenitischen Kaffees bei jeder noch so christlichen Qualitätskontrolle durchfallen würde wie Sand durch ein Sieb, so schlecht geerntet und verarbeitet ist das Gros der Kaffees. Und kaum hat man bei einer Verkostung das Todesurteil über eine Tasse gefällt, verfällt man bei der nächsten Tasse in schieres Entzücken und entschwebt den Niederungen dieses Planeten - um gleich bei der nächsten wieder brutalst in die Folterkammer des Geschmacks abzustürzen. Und für alle Qualitäten ist auf dem Weltmarkt der Genüsse annähernd der gleiche Preis zu zahlen! Dieses Paradoxon der modernen Wirtschaft ist einerseits schwer verständlich, lässt sich aber, wie schon angedeutet, leicht erklären.

Terrassen-Anbau (Foto: Menno Simons)
Terrassen-Anbau (Foto: Menno Simons)

Paradoxon 2

Und gleich noch ein Paradoxon: Die Jemeniten und Jemenitinnen konsumieren mehr Kaffee als das Land selbst produziert! Deshalb wird Kaffee importiert: aus Äthiopien, Kenia, Indien, Brasilien ...! 18.330 t waren es im Jahr 2006 (PS: neuere Zahlen liegen nicht vor); die Eigenproduktion betrug demgegenüber nur rund 11.000 t. Das sind die offiziellen Zahlen. Wie viel Kaffee zusätzlich illegal importiert wird ... wer weiß das schon. Aber nicht aller ins Land kommende Kaffee dient dem einheimischen Konsum ...(ich denke, Sie verstehen den Wink mit dem Zaunpfahl!)

Warum importiert der Jemen Kaffee?

Warum aber importiert der Jemen, das nach Äthiopien zweitälteste Kaffeeanbauland der Welt, überhaupt Kaffee? Der erste Grund liegt darin, dass die eigene Produktion auf Grund limitierender Faktoren wie veraltete und ineffektive Anbaumethoden, inadäquate Pflege der Bäume, zu geringe Regenmenge, zunehmender Anbau von Khat, einer zunehmend beliebten Rauschdroge) und vielem mehr den Bedarf nicht mehr deckt, und die Preise in Folge dessen in den vergangenen Jahren drastisch in die Höhe gingen. Mit den Importen von vergleichsweise billigeren Kaffees versucht man, die Bedarfslücke zu schließen.

Illegale Importe

Der zweite Grund ist ebenfalls wenig erfreulich. Ein Teil der (illegal) importierten Kaffees dient zum "Strecken" des Exportkaffees und ein quantitativ nicht zu bestimmender Teil des letztlich von den Konsumenten teuer bezahlten Matari, Sana´ai oder Isma´ili ist, davon muss leider ausgegangen werden, vermischt mit den billigen Importen. Mir wurden, als ich mich zuletzt 2006 im Jemen aufhielt, in der Yemen Coffee Processing Company Muster von gerade eingetroffenen kenianischen Kaffees gezeigt, versehen mit der Anfrage, ob sie zum Beimischen geeignet seien! Wer als Importeur oder Röster die sehr teueren, exklusiven jemenitische Kaffees kauft und dabei reine jemenitische Kaffees haben möchte, der sollte sich gut mit der Materie beschäftigen!

Wichtig: Sorgfalt bei der Auswahl der Kaffees

Auf Grund meiner Erfahrungen im Jemen arbeite ich ausschließlich mit einem Importeur meines Vertrauens zusammen, und dieser wiederum mit ganz wenigen Exporteuren resp. Produzenten. Dieser Importeur ist zugleich der erste Importeur überhaupt, der auf eigene Kosen ein Verkostungslabor in Sana´a eingerichtet hat. Die gesamte Handelskette kann überprüft werden, so dass ich sicher sein kann, dass die jemenitischen Kaffees, die wir in unserem Shop anbieten, tatsächlich auch im Jemen angebaut werden. Und es sind die besten, die derzeit zu bekommen sind!

Maskal Kaffee aus dem Jemen

Harazi

Der Harazi ist ein aufregend fruchtiger, komplexer Kaffee aus dem „glücklichen Arabien“. Er ist absolut überzeugend im Geschmacksbild, das mit seiner für sonnengetrocknete jemenitische Kaffees typischen Fruchtnote dem „Hufashi“ sehr nahe steht.

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